Viele Ideen kamen aus Raumfahrt und Medizintechnik

Als «Zelte» und «Ballons» werden Reinräume mobil und günstig

Zeitlich begrenzte Projekte und genereller Kostendruck beflügeln den Trend zu temporär nutzbaren und dabei preisgünstigen Reinräumen. Das Angebot an unterschiedlichen Ausführungen wächst.

Einige «Cleanrooms on demand» gleichen entfernt Campingzelten. Tragbar in einer Tasche oder Transportbox, ist ein solcher Reinraum auf wenigen Quadratmetern in einer Stunde aufgebaut (z.B. CAPE Clean and Protective Environment, Fraunhofer-Institut IPA). Die textilen Wände bestehen aus einem Overall-Stoff. Er gleicht Gore-Tex und lässt sich etwa 100-mal waschen und wiederverwenden. Der Luftstrom im Innern ist zwar kein klassischer Laminar-flow, wird jedoch intelligent geführt («directed flow»), womit auch die strengen Reinheitsklassen erreicht werden (bis ISO 1 gemäss DIN 14644-1).

Sparen und noch etwas für die Umwelt tun – dafür bietet moderne Reinraumtechnik viele Ansatzpunkte. (Bild: Shutterstock)

Solche Reinräume sind allerdings nur für den temporären, nicht für den permanenten Einsatz gedacht – dies jedoch bei breiter Anwendung. Sie eignen sich zum Beispiel für die modernen EUVL-Verfahren («extreme ultra-violet») in der Halbleiterindustrie zur weiteren Miniaturisierung der Strukturen auf Chips und Wafern, als mobiler Operationssaal und für die Pharma-Produktion vor Ort. Entstanden ist das CAPE ursprünglich aus einer Kooperation mit Raumfahrtunternehmen.

Die Idee für einen anderen mobilen Reinraumtyp reifte bei einem Hersteller kunststofftechnischer Bauteile für die Medizintechnik. Hier sollte ursprünglich eine Reinraum-Halle mit einer aufwendigen Stahl-Stützkonstruktion entstehen. Da kam eines Abends der folgende Gedanke auf: «Ein Reinraum braucht stets einen gewissen Überdruck. Warum blasen wir ihn dann nicht einfach auf?» Gesagt, getan – über eine Google-Recherche fand man schnell eine Partnerfirma – zufällig nur fünf Fussminuten entfernt. Die Stahl-Konstruktion konnte entfallen. Inzwischen ist daraus ein eigenes Produkt entstanden («saphirlab»). In solchen aufblasbaren Reinräumen werden heute unter anderem FFP2-Gesichtsmasken und mobile Herz-Lungen-Maschinen produziert.

Ein Beispiel für Einsparpotenziale im Reinraum stellt die Lüftungs- und Filtertechnik dar. (Bild: Shutterstock)
Der Erfolg lässt sich über die computergestützte Systemsteuerung im Reinraum positiv beeinflussen und mitverfolgen. (Bild: Shutterstock)