Heute noch Müll – morgen Rohstoffquelle

Als die Alchimisten aus Dreck Gold machen sollten, erfanden sie das Porzellan. So kann auch heute Wertvolles aus vermeintlich Wertlosem entstehen – zum Beispiel aus Prozessabwässern, Laborabfällen, Elektroschrott. Der Müll könnte sogar zur Rohstoffquelle Nr. 1 für Chemie, Pharma und Biotech werden.

Die Kreislaufwirtschaft strebt einen möglichst geringen Verbrauch natürlicher Ressourcen und die Minimierung von Abfall an. (Bild: Shutterstock)

Beispielsweise lässt sich Phosphor aus Abwässern der Chemie- und Lebensmittelindustrie zurückgewinnen. Mit einer patentierten Technologie gelingt das sogar ohne die Zugabe von Salzen und Laugen, wie bei klassischen Verfahren üblich: Phosphor und Stickstoff lassen sich mit einer Magnesium-Elektrode als Struvit (Magnesium-Ammonium-Phosphat) oder Kalium-Struvit gewinnen. Da das Struvit frei von Biomasse ist, kann es in der Landwirtschaft direkt als hochwertiger Dünger eingesetzt werden – noch dazu mit der erwünschten «Retard-Wirkung»: Die Nährstoffe werden langsam nach und nach freigesetzt. Das alles kommt nicht nur der Umwelt zugute, sondern hat auch handfeste finanzielle Vorteile. So entfällt die Lagerung von Chemikalien, das gesamte Verfahren ist einfach zu handhaben, und das Struvit lässt sich gewinnbringend verkaufen, ein Paradebeispiel für «Waste Valorization».

Wirtschaftlich lohnenswert erscheint, namentlich im Jura und Tessin, die Rückgewinnung von Gold, Platin und Palladium aus Abwässern bzw. aus den Schlämmen von Klärwerken. Denn die Konzentrationen erreichen teilweise sogar den Gehalt von profitablem Erz, was auf die lokale Edelmetallraffination und die Uhren- und Schmuckindustrie zurückzuführen sein dürfte. Der Gesamtwert aller Edelmetalle in Schweizer Abwasserströmen liegt sogar in der Grössenordnung von 5 000 000 Franken pro Jahr.

Die Kreislaufwirtschaft kann sich ökonomisch lohnen – zum Beispiel beim Edelmetallrecycling. (Bild: Shutterstock)

Für die Rückgewinnung stehen sowohl physikalische als auch chemische und biologische Verfahren zur Verfügung. Sie schliessen unter anderem Adsorption (speziell: Biosorption), Koagulation/Flockung, elektrochemische Verfahren und Membrantechnologien ein. Ein innovatives Verfahren stellt das Bioleaching dar: Mikroorganismen regenerieren fortlaufend das Auslaugungsmittel, mit dem man das gewünschte Metall aus dem Abwasser extrahiert.

Das dreitägige Ilmac Branchenevent am Standort Basel bietet am zweiten Tag der Conference alles rund um «Chemical Technologies». Speaker von namhaften Firmen, wie z. B. F. Hoffmann-La Roche AG und Syngenta, werden zu diesem Thema referieren. Ein attraktives Conference Programm wird in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Chemischen Gesellschaft organisiert.